Es ist gut für mich, daß ich gedemütigt wurde, damit ich deine Anweisungen lerne. (Psalm 119,71)
Portugal kam einfach nicht in die Gänge. Irgendwann wurde meine Internet-Verbindung unterbrochen. Als sie endlich wieder hergestellt war, sah ich Ronaldo weinen. Ich erschrak. Was war passiert? Hatte er sich verletzt? War einer seiner Spieler ernsthaft verletzt? Jetzt umringten ihn seine Mitspieler und trösteten ihn. War etwas mit seiner Familie? Dann erfuhr ich, dass Captain Ronaldo, der Superstar, während der ganzen EM noch kein einziges Tor geschossen hatte. Auch an diesem Abend lief es einfach nicht. Doch dann kam DIE Chance! Ein Elfmeter! Jetzt endlich! Der Befreiungsschlag für Portugal und der persönliche Befreiungsgschlag für den ankratzten Stolz des Ronaldo! Er schoss – zack! Und der slowakische Torwart hielt den Ball. Das war zu viel für Ronaldos angespannte Nerven. Ganz Europa sah nun zu, wie er in Tränen ausbrach. Eine doppelte Demütigung. Ronaldo tat mir aufrichtig leid.
Demütigungen können Entmutigung, Hoffnungslosigkeit, Bitterkeit, Hass und Racheakte hervorbringen. Aber sie können auch heilsam sein. Der Psalmist erlebte Demütigung. Auch ihn schmerzte es. Doch er sah, dass hinter der schmerzhaften Erfahrung ein liebender Gott zu seinem Nutzen handelte. Die Demütigung trieb ihn nicht weg von Gott, sondern näher zu ihm. Damit das möglich wurde, liess sich Christus am Kreuz für uns demütigen. So brachte er uns nahe zu Gott, dem Vater. In seiner Nähe gewinnen wir – gerade wenn wir gedemütigt wurden – die richtige Perspektive auf unser Leben und die Grundlage, auf der wir stehen.