Um des Unglaubens willen sind sie ausgebrochen worden; … (Römer 11,20)
Paulus spricht in Römer 9-11 über das Schicksal und die Zukunft Israels, sprich: über das geistliche Wohl der leiblichen Nachkommen Abrahams. Dabei bezeichnet er das gläubige Israel als Ölbaum. Die Wurzel des Baumes sind die Väter: Abraham, Jakob und Isaak. Während die ersten Christen alle Juden waren, und auch die Apostel immer zuerst in den Synagogen missionierten, lehnte doch ein Grossteil des Volkes ihren Messias ab. Darum schnitt Gott – so Paulus – diese Zweige des Unglaubens vom Ölbaum ab. Dafür wurden nun immer mehr Zweige wilder Bäume in den edlen Ölbaum eingepfropft. Damit wird deutlich, dass sich Israel unter dem Neuen Bund verändert hat (Siehe z.B. Galater 3,28-29; Epheser 2,11-22). Es besteht laut Paulus nicht mehr nur aus den leiblichen Nachkommen Abrahams. Sondern es besteht aus Menschen in allen Nationen und Staaten, die dem Messias Jesus nachfolgen und aus Gnade durch den Glauben vor Gott gerecht sind.
Das spricht auch in die gegenwärtige kriegerische Auseinandersetzung gegen die Hamas hinein. Israel ist völkerrechtlich ein legitimer Staat, 1948 gegründet. Seit dem ersten Tag der Gründung wurde es von den arabischen (islamischen) Nachbarn jedoch nicht als Staat anerkannt, stattdessen gehasst und angegriffen. Die Bemühungen, Israel zu vernichten, haben nicht aufgehört. Das ist Unrecht. Das jahrelange Leid der Bevölkerung im Gazastreifen ist eine Konsequenz jahrzehntelanger terroristischer Machenschaften in diesem Gebiet und nicht Israel anzulasten.
Doch auf der anderen Seite müssen wir eines verstehen: der moderne Staat Israel ist nicht der Ölbaum, sondern ein säkulares, politisches Gebilde, das aus ausgebrochenen Zweigen besteht. Unter den Israeli gibt es zur Zeit nur 0,4% Nachfolger des Messias Jesus (einige davon sind Araber und westliche „Trittbrettfahrer”). Und diese werden oft behindert, bespuckt von einigen der modernen Nachfolgern der Pharisäer und Schriftgelehrten, der orthodoxen Juden. Das moderne Israel ist also vor allem an ein Ort ausgebrochener und gesammelter Ölzweige, aber nicht das Israel Gottes.
Alle Gewalt gegen Juden oder den Staat Israel durch wen auch immer ist aufs schärfste zu verurteilen. Aber Ruhe und Friede in diesem Staatsgebilde kann es letztlich nur geben durch die Hinwendung zum Evangelium der Rettung aus Gnade durch den Glauben an Jesus, sprich: zum Glauben an das paulinische und reformatorische Evangelium. So kann unsere Solidarität, die Solidarität des Ölbaumes, mit den ausgebrochenen Zweigen nur darin bestehen, demütig für eine Erweckung auf nationaler Ebene zu beten, damit die ausgebrochenen Zweige wieder eingepfropft werden! Das wird Leben aus den Toten sein!