Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben! (Matth 5,5) 

Die Israeliten zu Jesu Zeit dachten, ihnen gehöre das Land aufgrund der leiblichen Nachkommenschaft Abrahams. Schon Johannes der Täufer widerlegte diese Meinung. Er sagte: “fangt nicht an, bei euch selbst zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater! Denn ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken“ (Lk 3,8). Jesus war noch schärfer, er sagte: “ihr habt nicht Abraham, sondern den Teufel zum Vater” (Joh 8,44). Paulus erklärte später: “Nicht der ist ein Jude, der es äusserlich ist” (Röm 2,29). 

Heute würde man den dreien Rassismus und Antisemitismus vorwerfen. Doch Johannes, Jesus und Paulus betonen, dass sich ein echter Nachkomme und damit Erbe Abrahams und des Landes, nicht durch die Blutlinie auszeichnet (Rassismus), sondern durch ein Leben der Busse und Demut im Glauben an Jesus Christus. Schon unter dem alten Bund war das Land nicht einfach im Besitz Israels. Darum hat das Land die Blutsverwandten Abrahams ausgespien, wenn sie über Jahrhunderte überheblich und gottlos an den eigenen und fremden Mitbürgern gehandelt hatten.  

Im Neuen Bund weitet sich die Landverheissung in Christus auf die neue Schöpfung aus (Römer 8,13). Eines der ethischen Merkmale der Bürger dieses zukünftigen „Landes“ – so Jesus – ist ihre Sanftmütigkeit in der Gegenwart. Sanftmut ist die Entscheidung, entschlossen, aber sanft zu handeln, weil man nicht die eigene Autorität verteidigen muss, sondern vom Herrn beauftragt ist, das Wohl des Gegenübers, ja, sogar des Feindes, vor Augen zu halten. Ist das einfach? Nein. Jesus redet nicht umsonst von Selbstverleugnung. Es kostet also etwas und ist eine Frucht des Heiligen Geistes. Doch zuletzt erben wir das Land. Lasst uns das immer wieder vor Augen halten: Bleibe sanft, diene Freund und Feind und schätze dich glücklich, denn das Land liegt vor uns!